Die ersten zwei Wochen im April standen unter dem Zeichen einer ungewöhnlich langen Folge von Nachtfrösten. An zwei Tagen gab es sogar einige Zentimeter Schnee. Die Blütenanlagen an den Obstbäumen waren wegen des zu warmen Februar und März schon recht weit entwickelt und drohten in den kalten Aprilnächten zu erfrieren. Die Hoffachkräfte hatten deswegen einige schlaflose Nächte und alle Hände voll zu tun, um mit verschiedenen Massnahmen, die Blüten vor dem Frost zu retten. Bei aller Arbeit und allem Risiko hatten die Massnahmen auch ihre poetische Seite (siehe Fotos). Mit einer sogenannten Frostschutzberegnungsanlage können in Frostnächten die Bäume beregnet werden. Das Wasser gefriert an den Blüten und Blättern und setzt dadurch eine erhebliche Menge „Gefrierwärme“ frei, so dass die Temperatur um die Blüten über dem Gefrierpunkt gehalten werden kann. Das klingt paradox, funktionert aber tatsächlich. Diese Methode muss aber mit grosser Vorsicht und Fingerspitzengefühl eingesetzt werden. Wenn z.B. der Wind zu stark bläst oder die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist, kann leicht das Gegenteil bewirkt werden. Wenn das Wasser nämlich verdunstet statt gefriert, erfrieren die Blüten erst recht…
Die Kirschenanlage ist ab Beginn der Blüte sowieso mit einem Regendach gedeckt, um die Blüten und Blätter vor Pilzerkrankungen zu schützen. Dieses Foliendach kann in den Nächten mit Strahlungsfrost die Abstrahlung des Bodens etwas abbremsen. Dadurch wird die Temperatur in der Anlage um zwei bis drei Grad höher gehalten, was häufig reicht, damit die Blüten nicht erfrieren. In diesem Jahr mit den schweren Frösten sind wir noch einen Schritt weitergegangen und haben zusätzlich noch Frostschutzkerzen eingesetzt.